Was heißt hier Dialog?

In der speziellen Perspektive des Dachau Instituts Psychologie und Pädagogik verstehen wir Dialog so:

  1. Er basiert auf einer tiefen Ebene der Verbundenheit, so wie er sich bereits zwischen dem Baby und den erwachsenen Bezugspersonen ausbildet, wahrscheinlich auch schon in der Embryonalzeit.
  2. Zugleich setzt wirklicher Dialog voraus, die anderen als anders von sich selbst zu sehen und zu respektieren, sie nicht mit sich selbst zu verwechseln.
  3. Dialog braucht das Fragen. Wir klopfen beim anderen an, fragen ihn oder sie.
  4. Wir reflektieren uns selbst, unsere Fehleinschätzungen der anderen, lassen uns von ihnen korrigieren.
  5. Wir hören auf dritte Personen, die Abstand genug haben, um uns in unserer Sicht auf die andere Seite zu korrigieren.
  6. Wir gestalten diesen Dialog als einen immer weiter gehenden, offenen Prozess, sind bereit für Überraschungen.
  7. Dialog ist stets in Gefahr des Entgleisens. Wo liegt das an mir, wo an der anderen Seite?
  8. Ohne Vertrauen kann Dialog nicht leben – aber wo schlägt das um in Naivität? Der Umgang mit Putins Russland in der Vergangenheit ist da ein beklemmendes Beispiel.
  9. Wenn ich feindselige Tendenzen beim Gegenüber argwöhne, wie weit hat das wirklich mit diesem zu tun, wie weit vielleicht aber auch mit mir selber?
  10. Si vis pacem, para bellum – wenn du Frieden willst, bereite Krieg vor. Diese alte römische Maxime hat für uns, die wir als Deutsche nach der furchtbaren NS-Vergangenheit aus ganzem Herzen Frieden wollen, neue Aktualität erlangt angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Das ist ein enormes Spannungsfeld.
  11. Krieg oder Dialog, das ist die Frage.
  12. Fazit: Dialog ist keine Idylle – aber individuell und für die Menschheit überlebenswichtig.