Spirituelle Fragen

Jürgen und Ingeborg Müller-Hohagen

Religionen wurden vom Nationalsozialismus heftig bekämpft. Zugleich trug dieser selber quasireligiöse Züge, und es gab, beginnend mit der Verwendung des uralten Symbols Hakenkreuz, die verschiedensten Bemühungen, spirituelle Traditionen und Kenntnisse für die eigenen Ziele zu nutzen.

Spiritualität und Religionen auf der einen, Nationalsozialismus auf der anderen Seite, da fanden sich Vermischungen, Überschneidungen, Angleichungen und gegenseitiges Entgegenkommen in einem Ausmaß, das zu denken gibt. Das gilt mit Blick auf damals, aber es stellen sich auch viele Fragen für die Zeit nach 1945 und für die heutige Situation mit ihrem Boom an Spiritualitätsangeboten von manchmal erschreckend totalitärer Ausrichtung und mit Kirchen, die „business as usual“ betreiben und in denen eine Theologie nach Auschwitz es weiterhin schwer hat.

Insgesamt scheint es im allgemeinen Bewusstsein noch wenig angekommen zu sein, zu welch radikalen Zerstörungen in der spirituellen Dimension die Nazi-Verbrechen geführt haben. Für das Dachau Institut ist deshalb die Beschäftigung mit spirituellen Themen ein wichtiger Horizont bei seiner Reflexion über psychologische und pädagogische Fragen vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus.