Geistige Perspektiven

Wäre das Nazi-Reich jener „Rückfall ins finstere Mittelalter“ gewesen, als den es irrigerweise des öfteren angesehen wird, so hätte es weiterhin geistige Orte gegeben, an die man anschließend wirklich hätte zurückkehren können. Die aber bestanden so nicht mehr. Denn nicht entscheidend von außen her war es zur umfassenden Nazifizierung von Gesellschaft und Individuen gekommen, sondern wesentlich von innen heraus, vorbereitet über Jahrzehnte auf allen Gebieten vom Alltag bis zu den Wissenschaften und zur philosophischen und religiösen Sinngebung menschlichen Lebens.

Im Gegenteil war das „Dritte Reich“ ein Gipfel an Modernität. Anders wäre seine grandiose Erfolgsgeschichte nicht möglich gewesen. Dementsprechend übte es seine Faszination nicht nur auf gesellschaftliche Randexistenzen aus, sondern ebenso auf viele, die nach Antwort suchten für die drängenden Fragen der Zeit. Es waren oft die „Besten“, die sich dem Nationalsozialismus anschlossen und ihm ihre ganze körperliche und geistige Kraft widmeten. Dabei transformierten sie sich auf der seelischen, geistigen und moralischen Ebene, sie begeisterten sich, sahen Sinnperspektiven, fühlten sich gehalten und zugehörig.

Was wurde anschließend, nach dem „Zusammenbruch“, aus dem massenhaft transformierten „Geistigen“? Soll „es“ wirklich „unbeschadet“ geblieben sein? Im Gegenteil dürften wir über die Generationen hinweg von jenen Transformationen mehr geprägt sein, als wir üblicherweise meinen.

Das Dachau Institut Psychologie & Pädagogik macht den Versuch, sich unter verschiedenen Perspektiven diesen schwierigen Fragen zu nähern.